Gemeindeschwester* 2.0
Die Poliklinik Veddel entwickelt aktuell eine Community Health Nurse (CHN) Struktur. Anfang 2020 soll diese ihre Arbeit aufnehmen.
Die CHN wird autonom in einem definierten Handlungsfeld tätig sein und darüber die Möglichkeiten einer erweiterten Pflegepraxis in Deutschland erproben.
In einer eigenen Pflegesprechstunde wird sie chronisch kranke und multimorbide Patient*innen mit komplexen psychosozialen Problemlagen anleiten, beraten und befähigen, um sie so bei der Bewältigung ihres Alltags zu unterstützen. Durch ein optimales Case Management mit einer intensiven Einzelfallbegleitung wird eine umfassende Versorgung für diese Menschen ermöglicht. Für die Betroffenen mündet dies in der Erhöhung ihrer Gesundheitskompetenz sowie in der Verbesserung ihrer gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Darüber hinaus ist eine aufsuchende Präventionsarbeit im Stadtteil integraler Bestandteil des CHN Konzepts, um allgemein einen niedrigschwelligeren Zugang zur ambulanten Versorgung zu schaffen.
Ausgangssituation:
Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass sozial benachteiligte Menschen häufig nicht durch die her- kömmlichen gesundheitlichen und medizinischen Angebote erreicht werden (auch bekannt als inver- se care law: Janßen et al. 2009; Lampert et al. 2016; Wilkinson & Marmot 2004). Die Veddel ist einer der ärmsten Stadtteile Hamburgs, was sich auch in der Unterversorgung mit sozialen Infrastrukturen zeigt. Die Krankheitshäufigkeit ist für alle mortalitätsrelevanten Erkrankungen und vor allem auch bei Krankheiten mit langen chronischen Verläufen wesentlich höher als in Vergleichsvierteln (siehe Morbiditätsatlas Hamburg 2013).
Menschen mit chronischen Krankheiten finden darüber hinaus erst vergleichsweise spät den Weg in das ambulante Versorgungssystem.
Vorhaben:
Die Etablierung einer Community Health Nurse (CHN) zielt daher auf die Entwicklung eines niedrig- schwelligen Zugangs zu Leistungen der Gesundheitsversorgung und -vorsorge. Im Rahmen des Pro- jektes wird eine CHN Struktur im Hamburger Stadtteil Veddel etabliert. Angebunden wird die CHN
in einem interdisziplinären Stadtteilgesundheitszentrum, der Poliklinik Veddel. Dort ist sie Teil eines multiprofessionellen Teams aus Ärzt*innen, Sozialarbeiter*innen, Psycholog*innen und Therapeut*in- nen. In gemeinsamen Fallbesprechungen und einem kontinuierlichen Austausch wird eine umfassen- de Versorgung der Patient*innen ermöglicht.
Das Berufsbild der CHN zeichnet sich dadurch aus, dass die Pflegefachpersonen auf Masterniveau qualifiziert sind, spezielles Wissen und Expertise sowie klinisches Urteilsvermögen besitzen. Zudem initiieren sie selbst eine hoch qualifizierte Pflege und zeigen Forschungsinteresse (Schober & Affara 2008). Grundsätzlich werden CHN‘s bedarfsorientiert eingesetzt, somit ergeben sich ihre Aufgaben aus ihrem Einsatzfeld. Typische Tätigkeiten einer CHN sind Beratung, Befähigung, Vermittlung von Gesundheitskompetenz, körperliche Untersuchung und Anamnese (klinisches Assessment), Gesund- heitsförderung, Koordination und Kooperation sowie Bedarfserhebung im Bereich Public Health (Weskamm et al. 2018).
Die CHN wird im Stadtteil Veddel im Rahmen des Projektes autonom in einem definierten Handlungs- feld tätig sein und darüber die Möglichkeiten einer erweiterten Pflegepraxis in Deutschland erproben. Mit den Hausärzt*innen der Poliklinik Veddel arbeitet sie dabei eng zusammen.
Das Aufgabengebiet der CHN wird zwei Bereiche umfassen:
1. PFLEGESPRECHSTUNDE:
In einer eigenen Pflegesprechstunde wird sie chronisch kranke Patient*innen, unter Berücksichtigung ihrer psychosozialen Problemlagen, anleiten, beraten und befähigen, um sie so bei der Bewältigung ihres Alltags zu unterstützen. Durch eine intensive Einzelfallbegleitung wird eine umfassende Versor- gung für diese Menschen ermöglicht.
2. AUFSUCHENDE PRÄVENTIONSARBEIT:
Darüber hinaus ist eine aufsuchende Präventionsarbeit im Stadtteil Veddel integraler Bestandteil des CHN Konzepts, um einen niedrigschwelligen Zugang zur ambulanten Versorgung zu schaffen. Hier- bei stehen health literacy und ein spezielles Beratungsangebot für Chroniker*innen im Mittelpunkt. Weiter werden Multiplikator*innen aus dem Stadtteil identifiziert, die durch die CHN’s eine gesund- heitliche Basis-Schulung erhalten, um partizipativ zu agieren und den Zugang zu den verschiedenen Communities zu ermöglichen.ben für alle Menschen.
Ziel:
Mit dem Projekt wird ein interdisziplinäres Versorgungsmodell an der Schnittstelle zwischen Pfle-
ge und Gesundheitsförderung zur Sicherung der Primärversorgung umgesetzt. Dadurch soll den Menschen ein niedrigschwelliger Zugang zu Leistungen der Gesundheitsversorgung ermöglicht und Versorgungslücken geschlossen werden. Insgesamt sollen mit dem Projekt sowohl die Partizipations- chancen von Patient*innen gestärkt, als auch die Kompetenzen der Pflegekräfte in der ambulanten Gesundheitsversorgung erweitert werden. Das übergeordnete Ziel ist die Reduktion gesundheitlicher Ungleichheiten. Damit geht es gesellschaftlich auch um einen Schritt hin zu gleicheren Lebensverhält- nissen und zu einem gesünderen Leben für alle Menschen.