Vortrag und Diskussion mit Silke van Dyk

Silke van Dyk ist Professorin für Politische Soziologie am Institut für Soziologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Ihre Forschungsschwerpunkte sind u.a. die Soziologie der Sozialpolitik und des Wohlfahrtsstaats. Gemeinsam mit Tine Haubner hat sie 2021 das im Verlag Hamburger Edition erschienene Buch „Community-Kapitalismus“ verfasst. Auszüge aus dem Buch sind in der Zeitschrift Luxemburg im Beitrag "Die Community als Ressource" online erschienen. 

Gefördert durch die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg.

Landeszentrale politische Bildung

Flüchtlingshilfe, Tafeln, Pflegeehrenamt, Freiwillige Feuerwehr, Nachbarschaftshilfe, Freiwilligendienste oder Crowdsourcing: Unbezahlte Arbeit hat viele Gesichter, ist gern gesehen und findet nicht nur im Privathaushalt statt. Die gesellschaftliche Alterung, der Wandel der Geschlechterverhältnisse und der Umbau des Sozialstaats haben Sorgelücken entstehen lassen, die zunehmend von Freiwilligen und Engagierten geschlossen werden.

Forciert durch die Krise des Neoliberalismus ist eine Konfiguration entstanden, die als Community-Kapitalismus bezeichnet werden kann: Soziale Aufgaben werden an die Zivilgesellschaft delegiert und mit einer neuen Gemeinschaftsrhetorik und -politik verknüpft. Doch so schön die Rhetorik von Gemeinwohl, Gemeinsinn, Hilfe und Freiwilligkeit auf den ersten Blick klingt: Der Aufstieg des Community-Kapitalismus verschärft Ausbeutungsverhältnisse und setzt soziale Gaben an die Stelle von garantierten sozialen Rechten. 

Wie kann eine Alternative zum Community-Kapitalismus aussehen, die die Verbundenheit von Menschen stärkt, ohne ihre Autonomie einzuschränken, die den Fallstricken gemeinschaftsbasierter Fürsorge entgeht, ohne unkritisch den Sozialstaat mit seinen normierenden und exkludierenden Facetten anzurufen und die – vor allem – eine solidarische Antwort auf die zerstörerischen Folgen von Privatisierung, Deregulierung und Sparpolitik bietet? 

Wie können Engagierte mit der Ausbeutung und Indienstnahme ihrer Aktivitäten umgehen, wenn das Engagement aber faktisch unverzichtbar ist? Und was ist, wenn das Engagement Gefahr läuft, durch seine Existenz die bestehenden Verhältnisse zu zementieren, die die bearbeiteten sozialen Problemlagen erst hervorbringen? 

Eine Veranstaltungsreihe der Poliklinik Veddel und der Rosa Luxemburg Stiftung Hamburg.

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Mittwoch, 17. April 2024, 19 - 21 Uhr

Ort: Poliklinik Veddel, Am Zollhafen 5 b, 20539 Hamburg