Pressemitteilung
14.04.2021
Das Gesundheitszentrum Poliklinik Veddel fordert Impfoffensive für die Veddel als Reaktion auf die starke Betroffenheit durch das Corona-Virus
In keinem anderen Hamburger Stadtteil sind die Infektionszahlen mit Covid-19 so hoch wie auf der Veddel. Der Zusammenhang zwischen Armut, einer generell höheren Gesundheitsbelastung und der überproportionalen Betroffenheit von der Corona-Pandemie liegt für die Mitarbeiter:innen des Stadtteilgesundheitszentrums Poliklinik Veddel auf der Hand. Sie fordern daher für die Veddel (und andere von Armut betroffene Stadtteile) eine Impfoffensive, um allen Bewohner:innen einen zügigen Impfschutz zu ermöglichen.
Die aktuellen Zahlen des NDR zeigen es mehr als deutlich. Sozial benachteiligte Stadtteile trifft die Corona-Pandemie deutlich stärker als wohlhabende Gegenden. Die Veddel ist dabei besonders stark betroffen. „Das kommt für uns nur wenig überraschend. Die Menschen auf der Veddel leben in beengten Wohnverhältnissen, haben keine Möglichkeit zum Homeoffice und sind auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen. All das führt zu einer deutlich stärkeren Exposition“, sagt Tina Röthig. Sie ist als Sozialarbeiterin im Stadtteilgesundheitszentrum Poliklinik Veddel für die Gemeinwesenarbeit zuständig.
Zudem ist bekannt, dass eine Infektion mit dem Coronavirus in sozioökonomisch schlechter gestellten Stadtteilen mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für schwere Verläufe einhergeht. Jonas Fiedler, Arzt und Forschungskoordinator in der Poliklinik Veddel, erklärt: „Wie der Morbiditätsatlas für Hamburg unmissverständlich zeigt, sind die Menschen auf der Veddel und in vergleichbaren Stadtteilen deutlich kränker als in besser gestellten Stadtteilen. Das erhöht natürlich das Risiko eines schweren Verlaufs.“
Seit Kurzem wird neben den Impfzentren auch in hausärztlichen Praxen gegen Corona geimpft. Doch auch hier zeigt sich eine Ungleichverteilung. Da die Dosen abhängig von der Anzahl niedergelassener Hausärzt:innen und (hausärztlich arbeitenden) Internist:innen vergeben werden, werden unterversorgte Stadtteile wie die Veddel mit deutlich weniger Impfdosen ausgestattet als besser versorgte Stadtteile.
Die Zahlen belegen es eindeutig: Armut ist ein eigenständiger Risikofaktor für eine Corona-Infektion. Das muss bei der Impfkampagne berücksichtig werden. Die Poliklinik Veddel fordert deshalb eine Impfoffensive für die Veddel, die es allen Bewohner:innen der Veddel zeitnah und unbürokratisch ermöglicht, eine Impfung zu bekommen. Hierfür müssen ausreichend Impfdosen und eine entsprechende lokale Infrastruktur zur Verfügung gestellt werden. Eine Priorisierung auf der Veddel sollte zugunsten eines umfassenden, flächendeckenden Angebots aufgehoben werden.
„Durch unsere gute Vernetzung und Vertrauensbasis im Stadtteil können wir dann entscheidend dazu beitragen, dass sehr schnell sehr viele Menschen hier eine Impfung erhalten“, sagt Jonas Fiedler, einer der Ideengeber:innen für die Impfoffensive auf der Veddel. Ein ausführliches Konzept zur Umsetzung einer solchen Impfaktion steht hier zum Download bereit.
Kolja Nolte, als Arzt in der Poliklinik vorne am Empfang tätig, ergänzt: „Eine besondere Berücksichtigung von stärker betroffenen Regionen bei der Vergabe von Impfdosen wäre kein Novum in Deutschland. Grenzregionen zu Frankreich oder Tschechien haben ebenfalls mehr Impfdosen erhalten. Letzten Endes ist es also eine Frage des politischen Willens.“